Döbel, Jonas

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Klimaschutzmanagement

Anleitung um Schottergärten naturfreundlich umzugestalten


Liebe Bürgerinnen und Bürger,

Schottergärten sind aus vielerlei Hinsicht als wenig nachhaltig anzusehen. Um einige Gründe zu nennen:

  • Bei Sonnenschein heizen sich Schottergärten deutlich stärker auf als begrünte Fläche, was die Aufenthaltsqualität im Garten mindert. Schon im Frühjahr werden Bodentemperaturen von 35°C erreicht. Im Sommer können es über 60°C werden.
  • Niederschlag kann durch die Folie oder den Trennvlies in Schottergärten nicht versickern, weswegen das Risiko für Überschwemmungen bei Starkregenereignissen zunimmt.
  • Schottergärten bieten keinen Lebensraum für Tiere und Pflanzen und sorgen damit dafür, dass die heimische Artenvielfalt weiter zurückgeht.
  • Das auf Sauerstoff angewiesene Bodenleben stirbt durch den wegen der Folie fehlenden Sauerstoffaustausch ab, was wichtige Prozesse wie Bodenverbesserung, Schadstofffilterung, Zersetzung und Nährstoffbindung zum Erliegen bringt und den Boden nachhaltig schädigt, da sich anaerobe, also nicht auf Sauerstoff angewiesene, Bakterien- und Pilzkulturen ausbreiten können.
    Aus diesen Gründen hat das Land Hessen bereits im Jahr 2023 ein Verbot des Neuanlegens von Schottergärten gesetzlich verankert.

Da hierunter allerdings nicht die Bestandsgärten fallen, möchte ich hiermit den Bürgerinnen und Bürgern, die einen Schottergarten besitzen und vielleicht schon aufgrund der vielen negativen Effekte eine Umgestaltung in Erwägung ziehen, aufzeigen, welche Möglichkeiten Sie haben Teile ihres Schottergartens oder den gesamten Schottergarten in einen pflegeleichten und naturfreundlichen Garten umzugestalten.

Anleitung zum Umgestalten des Schottergartens

Bei der folgenden Variante, die ich Schritt für Schritt beschreibe, kann der Schotter weitergenutzt werden. Damit eine Besiedlung von Wildpflanzen und Tieren wieder möglich ist, müssen der fehlende Feinkornanteil erhöht und Kompost beigegeben werden. Aus einem leblosen Schotterbeet lässt sich auf diese Weise ein Trockenstandort herstellen, wie er etwa auf Magerwiesen, Schutt- oder Felshängen vorkommt. Der Aufwand lohnt sich, denn das Ergebnis bietet Insekten und anderen Tieren viel Nahrung und braucht wenig Pflege.

Schritt 1: Untergrund prüfen und vorbereiten

Kontrollieren Sie, ob unter dem Schotter ein Trennvlies oder eine Kunststofffolie liegt. Sollte eine solche Abtrennung vorhanden sein, muss sie entfernt und ordnungsgemäß entsorgt werden. Wenn nur bestimmte Bereiche verändert werden sollen, kann sie an diesen Stellen zerschnitten und teilweise entnommen werden. Die Abtrennung behindert das Versickern von Wasser und verhindert, dass Bodenorganismen die Oberfläche erreichen, um Laub zu zersetzen und Humus aufzubauen. Es ist daher ratsam, komplett darauf zu verzichten.

Schritt 2: Sand auftragen

Da die grobe Struktur von Schotter oder Kies das Keimen und Wachsen von Pflanzen erschwert, wird die Fläche mit etwa fünf Zentimetern Sand abgedeckt. Dafür eignen sich Grubensand, Kiessand oder Mineralbeton, um fehlendes Feinkornmaterial hinzuzufügen.

Schritt 3: Kompost aufbringen

Um den Boden für die Aussaat vorzubereiten, wird eine zwei Zentimeter dicke Schicht aus hochwertigem Grünschnittkompost von einer zertifizierten Kompostieranlage auf der Fläche verteilt. Dieser Schritt geht schnell und einfach mit einer Schaufel.

Schritt 4: Substrat vermischen

Mit einem Krail, einer Grabegabel oder einem Rechen wird das Substrat gründlich durchmischt. Dabei verbinden sich Grobschotter, Sand und Kompost miteinander. Sollte nach der Bearbeitung kein Kompost mehr sichtbar sein, kann eine weitere Schicht nachgelegt werden.

Schritt 5: Fläche vorbereiten, bepflanzen und aussäen

Nachdem die obersten zehn Zentimeter gut durchmischt sind, wird die Fläche gleichmäßig fein geharkt. Anschließend wird eine blütenreiche, magere im besten Falle heimische Wildblumenmischung eingesät und Wildstauden für trockene Standorte gepflanzt. Um das Einwurzeln der Pflanzen zu unterstützen, kann unter die Wurzelballen jeweils eine Handvoll Kompost gegeben werden. Zusätzliche Gestaltungselemente wie eine dekorative Baumwurzel, Sitzsteine aus Naturstein oder Nisthilfen für Vögel und Insekten verleihen dem Beet Struktur und Leben.

Bewässerung

Beim Anpflanzen sollte kräftig gegossen werden. Außerdem sollte in den ersten drei Monaten die Fläche zweimal pro Woche abends gegossen werden, damit die Pflanzen gut einwurzeln. Danach benötigen sie nur noch bei extremer Trockenheit zusätzliches Wasser.

Welche Arten eignen sich für die Umgestaltung?

Es gibt eine Vielzahl von Pflanzen, die sich hierfür eignen. Ich möchte Ihnen eine Auswahl von heimischen Pflanzen an die Hand geben, von denen Sie sich einige für Ihren Standort und Geschmack passende aussuchen können. Dabei müssen Sie nur wenige Exemplare kaufen, da sich diese auf dem Standort vermehren und geteilt werden können. So müssen Sie nicht zu viel investieren.

- Frühblühender Thymian
- Hohe Fetthenne
- Frühlings-Fingerkraut
- Polster Fetthenne
- Dalmatinische Glockenblume
- Kugelige Wirbelsteinwurz
- Wacholderblättrige Sandnelke
- Großblütige Braunelle
- Nickendes Fettblatt
- Blutroter Storchschnabel
- Hain Salbei
- Polster Thymian
- Felsen-Ehrenpreis
- Löffelkraut Glockenblume
- Scharfer Mauerpfeffer
- Weißer Mauerpfeffer
- Edel-Gamander
- Blaue Tripmadam
- Traubige Graslilie
- Echter Dachwurz
- Schnittlauch
- Wiesen Salbei
- Echtes Mädesüß

Dieser Pflanzenmix sorgt dafür, dass Sie von Frühjahr bis Spätsommer eine pflegeleichte blühende Fläche haben, welche zahlreiche teils bedrohte Tag- und Nachtfalter sowie verschiedene Käfer- und Wildbienenarten anlockt.

Falls Sie Schotter übrig haben sollten, können Sie diesen nach der Umgestaltung an einer Stelle anhäufen, sodass sich Mauereidechsen oder andere Reptilien niederlassen können.

Wenn Sie Fragen zu dem Thema haben oder eine Beratung benötigen, melden Sie sich gerne unter folgenden Kontaktdaten bei mir:

E-Mail: jonas.doebel@fuldabrück.de
Telefon: 05665/946336

Oder kommen Sie zu den Öffnungszeiten im Rathaus vorbei. Sie finden mich im 2. OG im Bauamt.

Ihr Klimaschutzmanager
Jonas Döbel